Zwölfter Tag

Gernika, Bilbao, Santander

Früh verlasse ich das Hotel, Frühstück um 08:30, nogo sorry.

Um 07:30 hock ich aufm Rädel. Noch 20km bis Gernika, unterwegs irgendwo was einwerfen. Aber da gibt's nix und kommt nix. Ich muss bis Gernika durch. Es ist wenigstens so warm, dass die lange Hose im Rucksack bleibt, über die Ärmlinge bin ich froh. Es geht so hoch in die (Berge?), bis in die Wolken. Alles klamm, wird doch nicht regnen wollen.

In Gernika find ich ein Café. Herrlicher Milchkaffee mit Gemüse-Kuchen, eine andere Bezeichnung fällt mir nicht ein. Im Café nur Frauen, die mich brüskiert anschauen.
Mir wurscht, ich brauch Kaffee. 

Ich ergatterte sogar einen Caminostempel. Keine Ahnung wo. Wollte nur fragen wo man sie bekommt. Die scheinen auf viele Pilger vorbereitet zu sein. Überall die Hinweistafeln auf die Katastrophe im 2ten WK, als die deutsche Wehrmacht Gernika dem Erdboden gleich bombte.

Die GI635 steigt erst lange aufwärts, dann eine tolle, lange Abfahrt. Irgendwann check ich mal die Lage. Ich bin vor 10km an meinem Abzweig vorbeigeschossen. Zurück? Nie und nimmer. Die N634 verläuft parallel zur Autobahn, könnte evtl nicht so belebt sein. Leider nein. Zum Glück ein breiter Seitenstreifen für Radler. Die N634 geht moderat nach unten ohne steile Zwischenstücke. Von da her kann ich richtig Meter machen und bin schnell in Bilbao.

Gleich die erste Kirche steuere ich an und es wuselt vor Pilger. Zwei spreche ich an, es sind deutsche und kommen aus Münster. Gemeinsam machen wir uns erfolgreich auf Stempelsuche.

Sie wollen noch unbedingt den "Telekabina-Geltokia" anschauen. Hab ich auch auf dem Programm, aber per Radschnellweg.

Bilbao

Guggenheim Museum

Telekabina

 

Der eine Münsteraner hat gesagt, ab Bilbao wird es flach. Bis zur Telekabine ja - aber dann. 

 Der Weg ist so steil, das Laufbänder  installiert wurden. Vermutlich sind im Sommer die Pilger reihenweise aus den Latschen gekippt. Der Jakobsweg ist 1A ausgeschildert, Folge ihm und erlebe eine Überraschung. Von Portugalete bis La Arena führt ein breiter Rad/Pilgerweg, langsam ansteigend, vorbei an allen Autobahnkreuzen und Industriegebieten. Zu Haus hab ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich durch dieses Labyrinth durchkommen soll.

Das ist ein Pilgerweg, nur für Fußgänger und Radfahrer

Bis Castro Urdiales will ich es mindestens schaffen.

Immer der D634 folgend. 

Ein stetiges Auf und Ab, Jakobsweg mal von links, mal von rechts. Immer fett ausgeschildert. So wie das aussieht, ist ab Juni Volkswandertag bis September.

Die Kirche in CU steht exponiert und imposand auf einem Felsen im Meer vor der Stadt. Drinnen ein Aufpasser, der mir sogar noch einen Stempel gibt.

Drei an einem Tag!

Das Wetter ist super, es kommt so was ähnliches wie Wärme auf. Die Beine sind gut - ich spüre sich nicht mal. Hallo Beine wie geht's? "Lenk uns nicht ab, schau du da oben auf den Weg, wir machen das schon hier unten. Wenn wir Energie brauchen, melden wir uns." Okee - dann macht mal.

30km bis Santander, Übermut das packen wir noch.

20km vorher halt ich an. Booking, Hotel klar, mitten in der Stadt. Es zieht sich jedoch ziemlich, kurz vor Dunkelheit erreiche ich das Hotel. Nicht schlecht, Portie macht gleich Platz für das Rädle.

Zimmer absolut OK. Die Dusche tut saugut. Erst gegen 22:30 mach ich mich auf um noch was zum beißen zu bekommen. Zum Hotel gehört ein Restaurant mit Bar, offene Fassade zur Hauptstrasse hin. Es läuft das Champions-League-Endspiel, es ist die Hölle los. An jeder Wand großer Flachbildschirm, volle Lautstärke. Die Spanier können sich trotzdem gut unterhalten, mit entsprechender Lautstärke.

Ein großes frisch gezapftes Bier, spanisches Bier, bei dem ist sogar der Zapfhahn mit Eis beschlagen.

Genuss pur.

Viele kleine belegte Baguettes in der Auslage vor einem, drauf zeigen und Sekunden später ist serviert.

Apropos Energie für die Beine, in den Städten gibt es immer wieder reine Obst/Gemüse Läden. Halte an und Kauf für zwei Euro, Aprikosen Pfirsiche Birnen und Äpfel. Und alles schmeckt so obergeil - einfach Hammer. In Summe hab ich heut  ca. 2 kg Obst verdrückt.

Fahrdaten: 174km 2690hm

https://www.komoot.de/tour/167170874?ref=wtd